In meiner Vorstellung hatte Singapur schon immer das Image eines futuristischen High-Tech-Staats aus einer parallelen Welt; die Menschen leben in einem in unermessliche Höhen wachsenden urbanen Betondschungel, fliegen in selbstfahrenden Minishuttles zur Arbeit, zahlen ihre Rechnungen per implantierten Mikrochip, ihre Haushalte sind so programmiert, dass sie sich sich selbst machen, und wenn sie verreisen, passt ihr gesamtes Gepäck durch virtuelle Komprimierung in das Fassungsvermögen einer Vitaminkapsel. Und so weiter und so weiter…
Die Realität ist dies natürlich nicht. Aber durch Singapurs Straßen schlendernd stellte ich fest, dass diese Fantasien manchmal gar nicht so weit von der Realität entfernt waren: Singapurs Stadtbild bietet viele hohe Gebäude, die unter Anderem als vertikale Gärten oder gar Landwirtschaft angelegt sind. Autonome Fahrzeuge werden derzeit auf öffentlichen Straßen, im normalen Verkehr auf die Probe gestellt. Kaum jemand nimmt noch Bargeld in die Hand, kontaktloses Bezahlen wird überall angeboten. Ich erlebe zum ersten Mal Haustüren, deren Schlösser sich mittels Fingerbdruck-Erkennung öffnen. Gleichzeitig wirkt Singapur, was Gesetze und Sitten angehen, etwas rigide und willkürlich: Homosexualität ist (wie auch im Nachbarland Malaysia) offiziell noch strafbar, Strafen bei Drogenbesitz oder Vandalismus sind unverhältnismäßig hoch, Peitschenhiebe und Todesstrafe werden als noch als Strafmaßnahme angewandt und viele Dinge, die für mich alltäglich und normal sind, sind in Singapur verboten: Kaugummi, E-Roller und E-Zigaretten, um ein paar Beispiele zu nennen.
Ich nahm mir zwei Wochen Zeit für Singapur – mehr als die meisten BesucherInnen sich nehmen und definitiv genug, um das Meiste von diesem Land zu sehen. Gleich am zweiten Tag nach meiner Anreise besuchte ich ein Open Air Musikfestival (Neon Lights, wahrscheinlich das einzige in ganz Singapur). Ich hatte die Tickets schon mehrere Monate im Voraus gebucht, vor Allem, um Aurora live zu sehen. Gleichzeitig stellte ich fest, dass während meines Aufenthalts das internationale Filmfestival in Singapur stattfindet, und besuchte innerhalb der zwei Wochen mehrere Vorführungen (fühlte mich zeitweise bei den vielen Arthouse-Filmen fast nach Zuhause, in mein münsteraner Lieblingskino versetzt <3). Meine Zeit verbrachte ich ansonsten (wie alle) mit Sightseeing am Marina Bay und der dazugehörigen Parkanlage (das Wahrzeichen Singapurs!); ich schlängelte mich im Downtown durch Horden von Menschen in Anzügen, die Starbucks-Becher durch die Gegend tragen, besuchte auch hier etliche Malls. Ich schlenderte durch die alten Viertel in Chinatown, Little India und Arab Street und ließ mich auch hier von den vielfältigen Genüssen der lokalen Küche verlocken. Ich sag‘s euch, eins ist klar: Wer nach Singapur kommt, MUSS-VIEL-ESSEN!!