Von Kasachstan aus ging es im Oktober für mich auf direktem Wege nach Malaysia – ohne viel Vorbereitung und mit wenig Wissen, was dieses Land für mich bereithalten würde. Denn Malaysia hatte ich bislang als Reise- und Urlaubsland genauso wenig auf dem Schirm wie die meisten anderen Länder, in denen ich in diesem Jahr unterwegs gewesen bin.
Inzwischen komplett an die zentralasiatischen Bedingungen im öffentlichen Verkehr gewöhnt, traf mich der erste Kulturschock gleich am Flughafen von Kuala Lumpur, als ich mit dem Bus Richtung Zentrum gefahren bin: Hier gibt es Busfahrpläne, man muss im Vorfeld Tickets kaufen, und – Oh Gott! – die Busse fahren sogar, wenn sie gar nicht voll sind!! Spannend war und blieb während meines Aufenthalts zudem die offensichtliche ethnische Vielfalt; die Menschen hier sehen sehr unterschiedlich aus und kleiden sich entsprechend ihrer Zugehörigkeit anders. Ganz grob gesagt gibt es drei große Gruppen: indisch-, chinesisch- und malaiischstämmige Personen. In den Städten stehen Kirchen, Moscheen, buddhistische und hinduistische Tempel teilweise direkt nebeneinander. Schilder und Hinweise sind in verschiedenen Sprachen beschriftet. Das soziale Klima scheint von Akzeptanz und Freundschaft geprägt zu sein – Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe oder Religion hat in Malaysia, wie mir die Einheimischen, mit denen ich mich unterhalte, bestätigen, keinen Platz.
Diese Diversität spiegelt sich in auch in einer enormen kulinarischen Bandbreite wieder (die zusätzlich auch noch durch die britischen, portugiesischen und niederländischen Einflüsse während der Kolonialzeit geprägt sind). Ich habe es geliebt, dass jede Mahlzeit komplett unterschiedlich sein konnte: Morgens in einem indischen Lokal zu frühstücken, mittags einen Imbiss im malaiischen Warung zu nehmen, zwischendurch bei einem Kaffee einen portugiesischen Pastel de nata zu snacken und Abends über Nachtmärkte zu schlendern, um mich von den exotischen Leckereien an den Straßenständen verführen zu lassen. Ich habe es mir nach ein paar Tagen zum Hobby gemacht, täglich etwas neues, unbekanntes zu probieren und so die Freuden (und auch die Merkwürdigkeiten) der malaysischen Küche zu entdecken.
Schwierigkeiten hatte ich dafür mit dem tropisch-heißen Wetter. Ich musste mich keine 10 Minuten draußen bewegen, um komplett schweißgebadet dazustehen. In den ersten Tagen in Kuala Lumpur konnte ich die heiß-schwülen Temperaturen tagsüber nur überleben, indem ich alle paar Ecken in einen klimatisierten Raum (vornehmlich Shopping-Malls und 7Elevens) flüchtete. Wie die Leute hier teilweise in langen, dicken Jeans oder Jogginganzügen durch die Gegend laufen können, ohne auch nur einen Tropfen Schweiß im Gesicht zu tragen, bleibt mir bis heute ein Rätsel.
Von der Hauptstadt Kuala Lumpur aus reiste ich nach ein paar Tagen weiter nach Tanah Rata, die Hauptstadt der Cameron Highlands. Dort gibt es Berge und entsprechend ein milderes, für mich angenehmeres Klima. Der Ort ist vor Allem beliebt für Landwirtschaft und Dschungel-Wanderpfade (in der Regenzeit nicht wirklich empfehlenswert – es ist matschig und Halloooo Moskitos!!); Es gibt in der Umgebung viele Teeplantagen und -fabriken, die besichtigt werden können. Die Aussicht entlang der Teeplantagen ist umwerfend! Bei Malaysiern sind zudem die Erdbeer-Gewächshäuser (meistens sehr nett aufgemacht, inklusive Café und Souvenirshop dabei) sehr beliebt, denn dieses Obst wächst sonst nirgends im Land.
Nach einigen Tagen in den Bergen war ich bereit, mich ins Insel- und Strandleben in Penang und Langkawi zu stürzen. Alle, die ich bis zu dem Zeitpunkt unterwegs getroffen habe, ohne auch nur einer einziger Ausnahme, legten es mir wärmstens ans Herz, dorthin zu fahren und garantierten mir, dass ich Penang und Langkawi lieben würde. Und sie haben Recht behalten! Mir gefiel es so gut, dass ich insgesamt fast 2 Wochen auf den Inseln verbrachte. Während meine Zeit in Georgetown eher von langen Nächten im Hostel und verschiedenen Bars geprägt ist, war ich in Langkawi mehr in der Natur unterwegs. Ich traute mich, für ein paar Tage einen Roller zu mieten und hatte großen Spaß daran, damit über die gesamte Insel zu düsen und auch abgelegenere Plätze erreichen zu können.
Fazit: Malaysia ist toll! Ich weiß gar nicht, warum das Land (zumindest bei deutschen Urlauber*innen) nicht so beliebt ist. Alleine für das Essen ist die Reise wert. Es gibt wunderschöne Strände, Berge und Regenwald. Die Städte verzaubern einen mit charmanten Kolonialbauten, Straßenkunst in engen Gassen, vollen Bars und Clubs. Wer tolle Landschaften, Tauch- oder Wanderurlaub oder interessante Kulturgeschichte sucht, wird hier fündig werden und eine tolle Zeit haben. Absolute Reiseempfehlung von mir! 🙂