Schon wieder ein Beitrag über Indien! Erst dachte ich, einen dritten Beitrag braucht es nicht, doch da dieser Reiseabschnitt ganz anders war als meine vorherigen Indienerfahrungen, kommt nun doch Beitrag Nummer 3. Diesmal war statt Strand oder Architektur Familienbesuch und Großstadtdschungel angesagt!
Meine Reise begann in Mumbai, einigen vielleicht noch bekannt als Bombay. Mumbai ist die größte Stadt Indiens, Ursprung zahlloser Bollywood-Filme, berüchtigt für den Slum Dharavi und Heimat meiner Reisebekanntschaft Arpan. Als ich ihm von meinem erneuten Indienbesuch erzählte änderte er spontan seine eigenen Reisepläne, um mir etwas mehr von seiner Heimat zu zeigen (das süße Leben der arbeitslosen/selbstständigen Langzeit-Reisenden macht’s möglich).
Die ersten Tage verbrachten wir bei seiner Tante in Mumbai. Die Familie wohnt eigentlich in einer für Mumbai typischen 3-Zimmer Wohnung. Da jedoch im Dezember die erwachsene Tochter der Familie aus den USA zu Besuch nach Indien gekommen ist und Verwandtschaft aus verschiedensten Teilen Indiens anreiste, um sie zu treffen wurde eine größere Wohnung gemietet in der alle untergebracht werden können. Für zwei Monate ist die Familie also inklusive Waschmaschine und Küchenutensilien einfach mal umgezogen, in Deutschland undenkbar. Bei meiner Ankunft war die Tochter schon zurück in den USA und auch ein Großteil der anderen Verwandten wieder daheim, so dass wir nur noch 10-11 Leute in der Wohnung waren. Doch auch diese Wohnung hat nur drei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Bei mir führte die Anzahl der Personen, die nicht zur Anzahl der Betten passte etwas zur Verwirrung, jedoch hab ich schnell rausgefunden, dass die Eltern (vor allem die Männer) auf Matratzen im Wohnzimmer schlafen. Von der ersten Sekunde an wurde ich mit unfassbar viel Offenheit, Neugier und Selbstverständlichkeit in die Familie aufgenommen (und ein Bett bekam ich auch). Die Tanten hatten sichtlich Freude daran, dass ich mich gegen die Unmengen leckeren Essens nicht zur Wehr setzen konnte. Sagte ich an einem Tag ich esse gerne Käse, so gab es am nächsten Morgen Käse. Schwärmte ich von einem Nachtisch aus dem Freiwilligendienst wurde ich sofort in die Küche entführt und durfte bei der Zubereitung zuschauen.
Mumbai ist aber eigentlich für sein Streetfood bekannt, so dass wir zwischen den Mahlzeiten auch am Straßenrand so ziemlich alles probierten, was die indische Straßenküche her gibt. Glücklicherweise habe ich einen Verdauungstrakt aus Stahl und bin übermäßig optimistisch, sobald ich neues Essen entdecken kann, bis jetzt ging alles gut. Die in den letzten Monaten verlorenen Kilos habe ich in Mumbai also wieder gefunden (zur Beruhigung von Familie und Freunden, die mich im Dezember gesehen haben).
Neben Essen (und Spieleabende mit der Familie) stand in Mumbai natürlich auch ein Kinobesuch und ein bisschen Sightseeing auf dem Programm.
Von Mumbai aus ging es nach Ahmedabad im Bundesstaat Gujarat. In Gujarat herrscht ein generelles Alkoholverbot und auch Fleisch gibt es hier nicht, was wohl auch dazu führt, dass sich sehr wenige Touris dort hin verirren. Wenn wir Touris auf den Straßen sahen überkam mich das dringende Bedürfnis, sie nach einem Selfie zu fragen (die Gewohnheiten der Inder_innen färben wohl ab.
In Ahmedabad kamen wir wieder bei einer Tante unter, was auch hier dazu führte, dass die Männer im Wohnzimmer schlafen mussten. Ich fühlte mich etwas schlecht für die Umstände, die ich bereite, doch laut Arpan ist es total normal alle 1-2 Wochen Übernachtungsgäste zu haben und das Schlafen im Wohnzimmer ist für ihn Standard.
In Ahmedabad konnte ich das internationale Drachenfestival erleben, bei dem alle Stadtbewohner_innen auf ihren Dachterrassen feiern und Drachen steigen lassen. Ziel ist es durch geschicktes Fliegen, die Schnüre anderer Drachen zu schneiden. Die Luft war voll mit hunderten von Drachen und als ich am Vortag fünf Drachen haben wollte schmunzelte man nur über mich. Pro Person planen die Leute etwa 30 Drachen ein. Im Endeffekt hab ich dann gemeinsam mit meinem Fluglehrer 10 Drachen gebraucht und davon immerhin einen selbst in die Luft bekommen đ Auf jeden Fall ein wunderbares Fest, bei dem Erwachsene wieder zu Kindern werden!
Sonst haben wir noch zwei andere Orte besucht, die ihr unten auf den Fotos sehen könnt.
Mein Fazit zu diesem Teil Indiens: Schon wieder ganz neue Eindrücke! Dieses Land schafft es immer wieder mich zu überraschen, sei es mit unbekannten Speisen, außergewöhnlichen Traditionen oder der Herzlichkeit der Menschen.
PS.: Auch mein Vater und Bruder haben schon ihren nächsten Flug nach Indien gebucht, so schnell lässt einen das Land wohl nicht los!