Archiv des Autors: Martina

Almaty (Martina)

Für einen ausführlichen Reisebericht war meine Zeit in Almaty zu kurz und die Erlebnisse nicht wirklich nennenswert. Dennoch möchte ich euch mit einer Fotostrecke einen kleinen Einblick in die Stadt bieten. Ich habe Almaty als sehr moderne, schicke und westlich orientierte Stadt erlebt. Die Menschen auf der Straße zeigen sich modetechnisch von ihrer elegantesten und best aussehendsten Seite – ich habe mich mit meinem Backpacker-Outfit eigentlich die ganze Zeit über total underdressed gefühlt. Allgemein erweckte das Stadtbild, das vermittelte Lebensgefühl und die für zentralasiatische Verhältnisse teuren Preise den EIndruck, dass Almaty vor Allem von wohlhabenderen Teilen der Bevölkerung bewohnt wird. Überraschend für mich: es gibt in der Stadt gut ausgebaute Fahrradwege und viele Schilder, Hinweise und Hilfsmittel für Menschen mit verschiedenen Behinderungen – auch im Kunstmuseum gab es für Personen mit Sehbehinderungen an einigen Stellen die Möglichkeit, Gemälde mithilfe von Tastbildern zu erfühlen.
Viel Spaß mit den Bildern!

Äpfel kommen aus Kasachstan und sind das Wahrzeichen von Almaty.

Hier gibt’s spezielle Architektur zu bestaunen.

Nikolaus-Kathedrale

Christi-Himmelfahrt-Kathedrale

Zentralmoschee

Im zentralen Erholungs- und Freizeitpark

Mit der Seilbahn ging’s hoch in den Kök-Töbe-Park.

Die Aussicht ist der Hammer!

Im Kunstmuseum

Kymyz – fermentierte Stutenmilch. Schmeckt für mich wie eine Mischung aus Buttermilch, Brie, Salami und Schnaps. Gewöhnungsbedürftig!

Frunze (Martina)

Nach den eindrucksvollen und bewegten letzten Monaten war es für mich wieder an de Zeit, einen Ort zu finden, an dem ich eine Weile bleiben möchte, um irgendwo anzukommen, einen geregelten Alltag zu haben, sinnvolle Aufgaben zu übernehmen und Energie für die Weiterreise zu tanken.

Über das Portal von WWOOF independents, worüber wir auch den Hof in Starosillja gefunden haben, nahm ich Kontakt auf mit einem Bauernhof im Norden Kirgisistans: dort leben Hannes und seine Frau Gulya mit ihren drei Söhnen Lukas, Markus und Jannes. Hannes kommt ursprünglich aus der Gegend um Osnabrück und kam vor 17 Jahren zum Arbeiten nach Kirgisistan, lernte eine Weile später seine Frau kennen, heiratete und die beiden übernahm gemeinsam einen alten Bauernhof, auf dem sie jetzt schon 10 Jahre leben.

Ich machte mich nach meiner Ankunft in Kirgisistan direkt auf den Weg zum Hof – zumindest so direkt es ging, denn auch die Wege in Kirgisistan sind lang. Von Osh in die Hauptstadt sollten es laut meinen Recherchen 12 Stunden Fahrt, von Bishkek nach Frunze noch einmal 5 Stunden sein. Wissend, dass die Fahrt lange dauern und ich am liebsten nicht mitten in der Nacht in Bishkek ankommen wollen würde, verließ ich mein Hostel früh morgens, um zwischen halb 7 und 7 Uhr am Bazar anzukommen, von dem aus die Taxis nach Bishkek fahren. Mein Fahrer begrüßte mich gleich am Eingang; er, sein Kollege und ich waren zu dem Zeitpunkt gefühlt die einzigen Menschen an diesem Ort. Während wir auf weitere Passagiere warteten, konnte ich beobachten, wie die Umgebung langsam zum Leben erweckte. Mein Fahrer lud mich an einem der frisch geöffneten Markststände ein zu einem Frühstück aus Kaffee und frittiertem Hefeteig und wir unterhielten uns über Gott, das kirgisische Volk und die Welt. Drei Instant-Kaffee, zwei Toilettengänge, und etliche Spaziergänge über den Bazar später war das Taxi gegen 13:00 voll und es konnte endlich losgehen. Wir erreichten Bishkek nach einer aufregenden Fahrt durch die Berge (in der Dunkelheit, mit Regen und Schnee) am nächsten Tag um 04:00 morgens – 7 Stunden Warte- plus 15 Stunden Fahrtzeit: das macht insgesamt 22 Stunden für den Weg. Das übertrifft alles, was ich an Reisezeit mit den Verkehrsmitteln vor Ort bisher gebraucht habe – ein Erlebnis!

Ich brauchte einen Tag in Bishkek, um einige Erledigungen, Einkäufe, Wäsche, usw. zu machen. Und dann ging‘s los! Einen Monat verbrachte ich bei Hannes‘ Familie auf der „Holy Lake Farm“ im wunderschönen Frunze, umringt von schneebedeckten Bergen direkt am großen, heiligen See Yssyk-Kul. Ich war auf dem Hof nicht die einzige Freiwillige; der Bauernhof ist unter WWOOFern und Workawayern (Reisende, die unterwegs gerne ab und zu gegen Kost & Logie mit anpacken) sehr beliebt und ich konnte viele interessante, tolle Persönlichkeiten kennenlernen: zwei französische Paare auf Langzeitreise, zwei Abiturienten, eine Physiotherapeutin und eine Schaf-Schererin aus Deutschland, einen einen ewig reisenden „professional Volunteer“ (seine Selbstbezeichnung) aus Australien und einen angehenden Ökobauern aus Japan. Zeitweise waren wir mit 9 Freiwilligen insgesamt zu Vierzehnt auf dem Hof – eine große, gemischte Truppe! Neben den Menschen leben auf dem Hof außerdem 4 Hunde, 4 Schweine und 10 Hühner (nach mehrmals versuchtem Einbruch in das Hühnergehege durch die Hofhunde sind es jetzt nur noch 8). Die Arbeit, die wir verrichteten, war vielfältig und bestand zu einem Teil aus klassischen landwirtschaftlichen Aufgaben (Kartoffel- und Apfelernte, Feld- und Tierpflege), Hausarbeit (Kochen, Putzen) und Konstruktions-, Aufräum- und Renovierungsarbeiten. Das größte Projekt war der Bau eines Zauns für eines von Hannes‘ Geländen, welches im nächsten Jahr zu einem Obst- und Gemüsegarten umgestaltet werden soll, zum Schutz vor frei herumlaufenden Pferden, Kühen und Ziegen. Dies beinhaltete neben dem Eingraben und -betonieren von insgesamt 50 einzelnen, selbstgebauten Zaunpfählen auch die Anlegung eines 1,20m tiefen, 30cm breiten und 10m langen Grabens für eine Wasser- und Stromleitung vom Hof in den Garten.

Neben der Arbeit verbrachten wir viel Zeit mit Spaziergängen im Dorf und zum See (das Wetter war sogar noch warm genug, um für einige Minuten Schwimmen zu gehen), mit entspannten Unterhaltungen über das Leben in Kirgisistan (und damit verbundene Besonderheiten), und hitzigen politischen Diskussionen über die Bedeutung von Landwirtschaft und Naturverbundenheit heute. Faszinierend für mich ist die Klarheit, mit der Hannes und seine Familie ihre Zukunft sehen und aufbauen wollen. Hannes ist fest davon überzeugt, dass ein Leben in der Stadt aus ökologischer und sozialer Perspektive, zumindest wie es gerade läuft, keine Zukunft hat. Sie beobachten die Folgen der Erderwärmung und der politischen Entscheidungen auf sozialer Ebene seit Jahren aufmerksam und rechnen damit, dass es jederzeit zu einem riesigen gesellschaftlichen (weltweiten?) Kollaps kommen wird und die Versorgung innerhalb urbaner Regionen zusammenbricht. Darauf bereiten sie sich gerade mit ihrer Arbeit auf dem Hof vor – um möglichst nah an und im Einklang mit allem, was zum Leben nötig ist, autark leben zu können.

Mit einigen neuen Einsichten im Gepäck verabschiede ich mich nach einem Monat dankbar und nachdenklich vom Bauernhof. Im Minibus nach Bishkek sitzend realisiere ich erst richtig, dass die Reise weiter geht; die Welt steht mir offen! Mich fängt wieder dieses riesige Freiheitsgefühl ein, welches im letzten Monat, mit dem festen Boden unter den Füßen und der täglichen Routine, eingeschlafen war.

Nächster Stopp: Almaty in Kasachstan, von dessen Flughafen aus ich nach Kuala Lumpur fliegen werde, um dem Winter schnell zu entfliehen.

Warten im Taxi…

Brutale Architektur in Bishkek

Holy Lake Farm

Das Hauptgebäude. Links: Küche und Gemeinschaftsraum, rechts Eingang ins Familienhaus

Mein Zimmer: Oben im weißen Container

Der Ausblick vom Container aus

In der Jurte ist auch Platz für Gäste

Hofhündin Leila und ich

Die Nachbarschaft

Wirklich viele Pferde

Die Männer beim Teppichputz

Die Gemeindemoschee von Frunze

Das Zaun-Projekt

Das Graben-Projekt

Viele Leute = Viel Abwasch

Chillen am See!

Russisch-Orthodoxe Kirche in Karakol

Am Yssyk-Kul

Yssyk-Kul

Baden am Yssyk-Kul

Apfelernte: 1. Schütteln und Rütteln

2. Aufsammeln!

Markus, Jannes, Lukas und Hannes am Lagerfeuer

Die Berge sahen jeden Tag anders aus

Tadschikistan (Martina)

Wer auf der Suche nach einem Erlebnis in unberührter, wilder und ehrfurchterregender Natur ist, sollte Tadschikistan auf seine Liste setzen! Die Reise durch dieses Land hat mir Naturphänomene gezeigt, die ich bislang noch nie gesehen habe: Helltürkise Gewässer weit und breit, grüne Täler umringt von riesigen, nackten Gebirgswänden und absolut karge, schneebedeckte Berglandschaften.

Meinen ersten Halt nach dem Grenzübertritt machte ich in der zweitgrößten Stadt Tadschikistans: Khujand. Zufälligerweise erfuhr ich gleich am ersten Tag vor Ort, dass der Präsident am nächsten Tag die Stadt im Rahmen eines Festes besuchen würde. Unter Reisenden sagt man, dass jede Person, die zum ersten Mal tadschikischen Boden betritt, früher oder Später einmal von Magen-Darm-Problemen heimgesucht wird – und tatsächlich traf dieser Fall für mich gleich in der ersten Nacht ein. Mein Plan, das Spektakel anzuschauen und den Präsidenten live zu sehen (Fotos vom Präsidenten habe ich nach wenigen Stunden im Land schon zuhauf gesehen), fiel leider ins Wasser: Ich verließ meinen Schlafsaal die nächsten zwei Tage nur für den Weg zur Toilette. Ich rede mir ein, dass es vielleicht großes Glück war, dass meine Reise gleich so gestartet ist und das Thema Krankheit damit für den Rest der Zeit im Land „abgefrühstückt“ war, denn im weiteren Verlauf der Reise ging es mir prima.

Einigermaßen erholt ging es weiter in den Westen des Landes, wo sich das Fann-Gebirge erstreckt. Ich verbrachte einige Tage in einem schönen familiären Hostel in Panjakent, dessen Besitzer ehemals bei der Welthungerhilfe gearbeitet hat. Die Organisation begegnet mir auf dem Weg durch Tadschikistan noch einige Male: es gibt in den ländlichen Gegenden Tadschikistans einige Projekte, vor Allem im Bereich Ökotourismus, deren Entwicklung von dieser Organisation mitgestaltet wurde. Im Hostel schloss ich mich mit einem Gast aus Indien, einem niederländischen und einem russischen Paar (anscheinend innerhalb der russischen Youtube-Community relativ bekannte Reiseblogger) zu einer Gruppe zusammen, um eine Tour zu den beliebten sieben Seen („Haft-Kul“) zu machen. Wir fuhren morgens mit dem Sammeltaxi los, welches uns zu einem Gasthaus in der Nähe des vierten Sees brachte. Von da aus starteten wir den 20km langen Tagesmarsch entlang der nächsten Seen bis zum höchstgelegenen, siebten See. Dort trafen wir eine Gruppe usbekischer Männer, die für ein paar Tage am Seeufer zelteten – und wurden prompt ins Zelt eingeladen, wo wir mit Tee, selbstgebackenem Brot, Quark und Aprikosen versorgt wurden. Sascha und Dascha, das russische Paar, hat unseren gemeinsamen Tag in einem schönen Video festgehalten, ab Minute 12 hier zu sehen.

Von dort aus ging es um 5 Uhr in der Früh weiter nach Dushanbe. Die Hauptstadt Tadschikistans ist als Haupt- und Großstadt noch nicht so alt. Dementsprechend neu sind viele Gebäude und Parks im Stadtzentrum und es wird an einigen Stellen noch großes Gebaut. Insgesamt transportiert der Stadtkern mit seinen aufwändig angelegten, aber hübschen Parks und seinen prunkvollen und teilweise speziellen Gebäuden, ein geradezu Ashgabat-esques Gefühl: Es ist aufregend und schön anzuschauen – und gleichzeitig wirkt es unnötig und übertrieben. Dennoch muss ich sagen, Dushanbe hat mir sehr gut gefallen, ich hatte eine tolle Woche dort!
Es gibt viele Ausgehmöglichkeiten, unter Anderem den größten Wasserpark Zentralasiens, der vor einem Monat frisch eröffnet wurde: Hier ein Bericht über die Eröffung durch den Präsidenten. Ich traf auch im Hostel hier auf viele sympathische Reisende, mit denen ich viel rumgehangen und einiges unternommen habe: zu den nennenswertesten Erlebnissen gehören wohl der Besuch im ethnografischen Museum (übrigens mit eigener Ausstellung über die verschiedenen großartigen Werke und Taten des Präsidenten), ein Nachmittag im Arcade-Center (Videospieleautomaten) der Dushanbe Mall, und ein Kneipenabend mit Bierchen und Shisha in der „deutschen“ Bundes-Bar.

In Dushanbe traf ich mich auch mit Roman, der aus Frankreich angereist ist, um für einen Monat Tadschikistan und Kirgisistan zu erkunden. Wir haben uns vorher online über das Caravanistan-Forum kennen gelernt und abgemacht, gemeinsam durch die Pamir-Region zu reisen. Anschluss bekamen wir noch spontan von Mayank aus Indien, der für das Lonely Planet Magazin unterwegs Fotos machte. Mit den beiden reiste ich gemeinsam für 12 Tage durch die Berge und Täler im Osten Tadschikistans bis zur Kirgisischen Grenze. Die Straßen sind an vielen Stellen nicht befestigt; teilweise sind es einfache, schmale Schotterwege entlang der Berghänge und die Fahrten von einem Ort zum nächsten nahmen oft einen ganzen Tag in Anspruch. Nach einigen anfänglichen Herzinfarkt-Momenten gewöhnten wir uns an die Bedingungen im Straßenverkehr und konnten uns an den tollen Ausblicken entlang der Route erfreuen.
Wir machten gleich während unserer ersten Taxifahrt Bekanntschaft mit der tadschikischen Gastfreundlichkeit: unser Fahrer Igor lud uns dazu ein, über Nacht bei sich zuhause Rast zu machen, natürlich voll verpflegt mit warmer Dusche, Essen und Wodka und ganz ohne zu bezahlen. Am nächsten morgen wurden wir zu einer Hängebrücke gebracht, von der aus es zu Fuß noch einmal ca. 2 Stunden einen (teilweise sehr aufregenden) Wanderweg entlang weiter ging ins abgeschiedene 20-Seelen-Dorf Jizev: Wir verbrachten dort zwei Tage in einem der Homestays, ohne ohne Strom und fließendem Wasser. Unsere Körperhygiene und Wäsche erledigten wir am Fluss neben dem Haus und auch unser Trinkwasser schöpften wir von dort.

Alle kommenden Wege während unserer Reise erledigten wir mit dem Taxi und verbrachten einige Nächte in den Dörfern entlang des Wakhan-Tals an der afghanischen Grenze. Von dort aus fuhren wir weiter über den (besser ausgebauten) Pamir Highway. Ab dort änderte sich die Landschaft noch einmal deutlich. Vorbei die satt-grünen, zwischen Bergen eingebetteten Flussläufe – denn ab 3000 Metern Höhe beginnt absolut wüste Mondlandschaft, die fast nur aus Erde und Stein besteht, ab und zu findet sich mal ein See mittendrin. Die Landschaften wirken unendlich weit und leer. Und unterwegs mitten im Nirgendwo sahen wir alle halbe Stunde ein Haus, komplett isoliert vom Rest der Welt; Für mich ist immer noch rätselhaft, wie die Menschen dort unter diesen widrigen Lebensumständen leben und überleben.

Khujand – Platz vor der Moschee

Parkanlagen in Khujand

Khujand

Überall hübsche Fotos vom Präsidenten

Bazar in Khujand

Entlang des Haft-Kul-Wanderwegs

Grüße von den (kleinen) DorfbewohnerInnen

See Nr. 6

Kurz vor Schluss

Camper am 7. See

Meine Dushanbe-Crowd: Wir wurden in einem Café von einer älteren Dame porträtiert.

Dushanbe

Dushanbe

Der Navruz-Palast in Dushanbe – das größte Teehaus in Tadschikistan

Dushanbe

Tadschikistan hat viele Helden. Hier: König Ismoil Somoni

Im Hintergrund: Der Präsidentenpalast

Rekord geknackt!! <3

Die Burg von Hisor in der Nähe von Dushanbe wurde komplett neu aufgebaut.

Kuriose Architektur

Roman liebt es zu fotografieren.

Abendessen bei unserem Fahrer Igor

Die Brücke nach Jizev

Weg nach Jizev

Kurz vor dem Dorf

Jizev

See bei Jizev

Eine der vielen Toiletten mit Panoramablick

An der Grenze zu Afghanistan

Links Tadschikistan – rechts Afghanistan

Bazar in Khorog

Buddhistische Stupa bei Vrang

In der Pamir-Region passierten wir viele Checkpoints

Ab und zu musste mal was repariert werden..

Murghab

Der Bazar in Murghab besteht aus vielen verschiedenen Containern

Der See Karakol

Karakol

Der höchste Punkt unserer Reise – kurz vor der Kirgisischen Grenze.