Archiv des Autors: Svenja

Corona und Reisen (Svenja)

In letzter Zeit erreichten mich einige Nachrichten, was ich gerade so mache. Hier ein kleiner Einblick zum Unterwegs sein in Zeiten von Corona:

25. Januar – Bangkok: Gemeinsam mit tausenden Menschen aus der ganzen Welt feiere ich sorglos das chinesische Neujahrsfest. Corona ist trotz der zahlreichen Chinesen die zum Neujahrsfest nach Thailand gekommen sind kein Thema.

27. Januar – Hua Hin: Eine Chinesin erzählt mir im Hostel sie kann nicht zurück nach Hause. Eigentlich wollte sie in den Urlaub für drei Wochen, jetzt muss sie wohl verlängern – sie kommt aus Wuhan. Den Namen dieser Stadt kennen mittlerweile die meisten. Die Maßnahmen wirken merkwürdig, die ganze Welt fragt sich, was da eigentlich bei den Chinesen los ist.

Die folgenden Wochen passiert eigentlich nicht so viel in Südostasien und Deutschland. Dann passiert plötzlich sehr viel…

Um den 05.März: Mich erreichen die ersten Witze über Klopapierkäufe. Gemeinsam mit Freund_innen aus Deutschland schüttel ich den Kopf. In Laos hört man nix von Corona. Die umliegenden Länder haben vereinzelt Fälle, Laos nicht. Alle wissen, dass die Zahlen nicht stimmen können. Trotzdem sind Politiker_innen und Reisende entspannt.

06. März: Eine Bekannte die in Thailand ist fragt mich nach der Stimmung in Laos. Das Projekt in dem sie gerade ist wird wohl schließen wegen Corona. In Laos kein Thema…

09. März: Vietnam ändert die Visabestimmungen. Für Deutsche ist es fast unmöglich einzureisen. Reisende ändern ihre Pläne und vermuten, dass in ein paar Wochen die Grenzen wieder offen sind, ein großer Teil des Landes lebt schließlich vom Tourismus.  In Laos ist nix von der Krise zu spüren. Weitere Länder schließen Grenzen.

10. März: Die Bekannte entscheidet sich nach Laos zu reisen. In Restaurants wurde sie nun schon mehrfach ignoriert.

12. März: Ein anderer Bekannter bereist den Norden Vietnams und wurde von zahllosen Hotels abgelehnt. Er berichtet, dass die Stimmung sich ändert. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich.

13. März: Ich beantrage online ein Visum für Kambodscha um Laos bald zu verlassen. Es gibt zwar auch ein günstigeres Visum an der Grenze, aber darauf will ich mich gerade nicht mehr verlassen. Weltweit schließen weitere Länder ihre Grenzen, man kommt kaum noch hinterher.

14. März: Die Grenze von Kambodscha wird in 3 Tagen für Deutsche geschlossen. Mein Visum für Laos läuft in 5 Tagen aus. Die Länder drum herum riegeln sich ab. Ich will nix mehr über Klopapier hören, ich habe ganz andere Sorgen.

16. März: Ich reise nach Kambodscha ein. Ein neues Land bedeutet ein neues Visum, 30 Tage sicheren Aufenthaltsstatus und Zeit zum Nachdenken. Erstmal bin ich erleichtert nicht ohne Aufenthaltsstatus in Laos festzuhängen. In Kambodscha ist die Stimmung gut. Kinder winken mir vom Straßenrand zu, Einheimische sind freundlich, Corona ist kein Thema. Ich atme auf. Meine Bekannte aus Thailand ist in Laos angekommen und ebenfalls froh 30 Tage Aufenthaltsstatus zu haben.

17. März: Drei Hotels lehnen mich ab. Ich bin außerhalb der Touristädte und habe wenig Auswahl. Als mich das 4. aufnimmt bin ich erleichtert. Vor Benutzung des Geldautomaten wird mir Fensterreiniger auf die Hände gesprüht. Die lokale Bevölkerung darf den Geldautomaten einfach so benutzten. Mir wird klar, weiterreisen außerhalb der Touristädte geht nicht. Ich treffe die Entscheidung mein Motorrad möglichst schnell zu verkaufen um flexibler zu sein und evtl. schnell raus fliegen zu können. Indonesien und Laos sind die einzigen Länder in der Region, die noch keine Grenzschließungen angeordnet haben. Als ich bei Facebook andere Reisende nach ähnlichen Erfahrungen frage berichtet nur eine weitere Person ähnliches. Ich bekomme zusätzlich eine Nachricht, man will keine Deutschen im Land haben. Meine Laune sinkt, ein komisches Gefühl macht sich in meinen Bauch breit. 

Abends: Das Auswärtige Amt spricht eine weltweite Reisewarnung aus. Laut Versicherungsvertrag verfällt meine Krankenversicherung 14 Tage nach Aussprechen einer formellen Reisewarnung.

18. März: Indonesien gibt die Grenzschließung bekannt. Mittlerweile ist Panik unter Reisenden das vorherrschende Gefühl. Ich versuche mich nicht anstecken zu lassen. So will ich nicht weiterreisen. Alles was mir am Reisen Freude macht (Kontakt mit Locals und Reisenden, Entdecken können, Entscheidungsfreiheit,…) gibt es nicht mehr. Dafür ist dieses schlechte Gefühl mein neuer Reisebegleiter geworden. Ich checke Flüge und weis nicht mehr, welche Verbindungen für Deutsche überhaupt noch offen sind. Sorgen über geschlosse Fitnessstudios erscheinen mir erstrebenswert. Sicherer Aufenthaltsstatus, echte Supermärkte, medizinische Versorgung und das Wissen wo man nächste Woche schläft klingen gerade deutlich attraktiver als die große weite Welt, die es so momentan auch nicht mehr gibt. Weitere Reisende in Kambodscha erzählen von Ausweisungen in Hotels, meistens außerhalb der Touristenzentren. Gleichzeitig senken zahllose Unterkünfte ihre Preise, da die Buchungen zurückgehen. Die ersten Läden sind wohl schon geschlossen. Eine Stunde Massage für 3$. Die Massagesalons sind menschenleer,  angefasst werden ist gerade unbeliebt. Wer auf Touris angewiesen ist, ist weiterhin unfassbar nett. Ich entscheide bis zum Abflug in Siem Reap zu bleiben. Die Stadt besteht nur aus Angeboten für Tourist_innen und hier sehe ich die besten Chancen immer eine Unterkunft und Verpflegung zu finden.
Die Regierung macht Stimmung gegen Ausländer_innen und berichtet ausschließlich von erkrankten Ausländern. Die Schließung von Schulen in ganz Kambodscha wird auf einen kanadischen Lehrer mit Corona geschoben.

19.März: Laos gibt neue Visa-Bedingungen bekannt. Meine Bekannte ist zurück in Thailand. Die deutsche Botschaft in Kambodscha schickt eine Mail mit dem Rat auszureisen. Gleichzeitig wird darauf verwiesen, dass nur eingeschränkte konsularische Betreuung möglich ist und für Kambodscha keine Rückholflüge geplant sind.
Ich buche meinen Rückflug nach Deutschland für den nächstmöglichen Termin, den 26.03. Meine Bekannte in Thailand berichtet mir freudig, dass sie ebenfalls einen Flug für das Datum bekommen hat.
Einige Läden die gestern noch geöffnet waren sind heute schon zu. Ich verbringe schon lange viel zu viel Zeit am Handy. Der Kopf reist seit Tagen nicht mehr mit mir.

20. März: Mein Flug wird gecancelt. Ich buche schnell einen neuen für den 27. Die deutsche Botschaft in Kambodscha schickt eine zweite Mail explizit an Touris mit dringender Aufforderung schnellstmöglich auszureisen. Transit über Bangkok ist faktisch nicht mehr möglich (Gesundheitszertifikat vom staatlich Krankenhaus wird verlangt). Vorgestern war es schwierig Flüge aus Kambodscha zu finden, heute ist es fast unmöglich. Meine Bekannte in Thailand bucht ein Hotel in der Nähe es Emirates-Büros in Bangkok, nur für den Fall… Ich beneide alle, die es noch nach Thailand geschafft haben.

21. März: In Bangkok schließen bald alle Restaurants, außer für Take-Away. Ich habe Angst, dass Kambodscha nachzieht und ich Probleme habe Essen zu bekommen. Zum Glück bin ich nicht in Thailand.
Vietnam lässt keine Flüge mehr rein. Mein Flug hat nur eine technische Zwischenlandung, niemand würde das Flugzeug verlassen. Ich habe keine Ahnung ob mein Flug betroffen ist. Airlines sind nicht mehr erreichbar, Menschen sehen erst am Flughafen, dass ihr Flug gestrichen wurde.
Emirates verkündet den Passagierverkehr in wenigen Tagen auszusetzen. Die Panik wächst mit jeder Nachricht. Es gibt kaum noch Wege nach Europa. Der Flug meiner Bekannten in Thailand wird gecancelt.
Ich verkaufe endlich mein Motorrad, dass mittlerweile nicht mehr an geht. Außerhalb des Touristenzentrums wollen die Menschen nicht mit mir reden. Sie haben Angst. Vor mir! Das ungute Bauchgefühl wird stärker. Manchmal überwältigt es mich, meistens kann ich es in eine Ecke drängen. Die Meditation letzten Monat war wohl das beste, was mir vor dieser Krise passieren konnte.
Ich gehe ab jetzt jeden Tag 1-2 Mal ins gleiche Restaurant in der Hoffnung, dass es dann noch etwas offen bleibt. Viele Ecken der sonst belebten Stadt sind dunkel.

22. März: Etihad verkündet den Passagierverkehr in wenigen Tagen auszusetzen. Ich habe absolut keine Lust mehr auf Menschen. Sie stressen mich alle und ich versuche mich nicht von der Gruppenpanik anstecken zu lassen – fällt mir schwer, dann bin ich lieber allein. Gut gemeinte Ratschläge wie mir Vorräte zu kaufen sind angesichts der hiesigen „Supermärkte“ und fehlenden Küche nutzlos. Kekse, Nüsschen und Erfrischungsgetränke sind irgendwie kein echtes Essen.

23. März: Kein Trasit mehr durch Taiwan. Die Botschaft rät über China zu fliegen. Ich verstecke mich im fast menschenleeren Ankor Wat. In den letzten Tage hab ich die schlechte Angewohnheit entwickelt jede Stunde meinen Flugstatus zu checken. Von den morgendlichen stundenlangen Recherchen im Bett über die neuen Schreckensnachrichten ganz zu schweigen. Meine Bekannte hat einen Flug aus Thailand raus gefunden. 1500€. Das Kreditkartenlimit muss noch schnell geändert werde. Egal, hauptsache weg. Wäre ich doch bloß in Thailand
Im Hostel bittet man mich in einen anderen Schlafsaal umzuziehen. Wegen zu wenig Buchungen lohnt es nicht mehr in zwei Räumen die Klimaanlage an zu haben. Zwei andere Hostels des gleichen Besitzers schließen heute. Ich frage mal nach, wie viele Buchungen es noch gibt. 18 Buchungen für die folgende Nacht, das Hostel hat 76 Betten. Neue Buchungen kommen nicht mehr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es schließen muss. Mein Abendessen war zu scharf, ich putze mir auf der Straße die Nase. Leute schauen mich an, als wäre ich der Sensenmann persönlich. Ich geh schnell zurück in die Unterkunft. Gute Nachrichten: In Deutschland ist endlich wieder Klopapier verfügbar, die Leute haben sich wohl eingedeckt.

24. März
Morgens: Der Flughafen in Siem Reap schließt ohne Vorankündigung. Online werden Flüge angezeigt die schon nicht mehr stattfinden. Die Botschaft rät dazu keine neuen Flüge mehr zu buchen. China Airways wird den Flugverkehr nach Europa wohl aussetzen. Die Gefahr irgendwo im Transit hängen zu bleiben ist zu groß. Es wird versucht Kambodscha auf die Rückholprogramm-Liste zu bekommen. Meine Flugverbindung hat die Botschaft nie erwähnt. Wissen sie etwas das ich nicht weiß? Fällt der Flug eh aus? Folgt Qatar Airways den anderen Airlines? Das Gefühl im Bauch wächst mit der Unsicherheit.

Mittags: Es wird in sozialen Medien geraten nach China zu reisen. Dort wartet Quarantäne im Hotel auf alle Einreisenden. Passagierflüge nach Europa hören wohl in wenigen Tagen auf. Es gibt jedoch Cargo-Flüge nach Europa die immer einige Passagiere mitnehmen. Zur Zeit vielleicht die beste Möglichkeit.
Wieder Flucht in die Tempel. Statt zu Erkunden genieße ich einfach die Ruhe. Mein Flug steht noch, mehr als warten und hoffen bleibt mir nicht.

Abends: Mich erreicht das Gerücht die Regierung diskutiere eine Ausgangssperre. Da Thailand bereits den Notstand ausgerufen hat wird das Gerücht wohl stimmen. Die französische Botschaft ruft alle Franzosen dazu auf in die Hauptstadt zu gehen, von der deutschen Botschaft kommt nix.

Später Abend: Zurück in der Stadt buche ich sofort einen Bus nach Phnom Penh. Da ich einen Roller vom Touribüro gegenüber gemietet habe macht der Besitzer den Laden extra für mich auf. Eigentlich hat er seit drei Tagen wegen fehlender Kundschaft geschlossen. Ein Busunternehmen das er anruft fährt nicht mehr, beim zweiten hat er Glück. Morgen fahre ich in die Hauptstadt. Die französische Botschaft hat für den 26.03. einen Flug für die Franzosen organisiert. Meine Zimmernachbarin schwankt zwischen Freude, Tränen der Erleichterung und Angst nicht schnell genug auf die Mail zu antworten. Die kambodschanischen Inseln werden von der Fähre ab morgen nicht mehr angefahren.

Und am 25. März? Keine Ahnung, wer weiß denn heute schon was morgen kommt? Ich kann es kaum glauben, dass mein Flug noch besteht, aber irgendwer muss ja den letzten Flieger erwischen. Bis zu dem Moment wird wohl das  Bauchgefühl mit mir reisen.

Klingt vermutlich alles ziemlich schrecklich und das ist es auch. Ich versuche das Beste draus zu machen und den Kopf nicht zu verlieren. Ein Blick auf die geschlossenen Geschäfte rückt meine Situation in ein neues Licht: Den Menschen hier bricht das gesamte Einkommen weg. Es gibt kein soziales Sicherungssystem, dass sich um die Menschen kümmert denen nun das Geld für Essen fehlt. Auch ist es schwer Kontakt zu vermeiden, wenn viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben. Und Hoffnungen wie in Deutschland, die Gesundheitssysteme durch die Maßnahmen etwas zu schonen gibt es hier nicht. Dafür bräuchte man ein funktionierendes Gesundheitssystem. Ich habe immerhin noch Hoffnung auf einen Flug nach Hause, die Menschen hier müssen bleiben. Aber immerhin hat hier keiner Sorgen wegen Klopapier, Poduschen sind der asiatische Standard. Sofern man Wasser hat…

Thailand (Svenja)

Für mich ging es von Mumbai aus nach Bangkok und direkt am Flughafen hatte ich einen ersten kleinen Kulturschock. Bangkok ist zwar auch Asien und viele Reisende finden die Stadt stressig, schmuddelig und anstrengend doch im Vergleich zu Mumbai kam mir Bangkok sehr westlich, ruhig und sauber vor. Innerstädtische Busse haben zwar immer noch keinen Fahrplan, aber Waren haben relativ feste Preise und das Chaos ist deutlich organisierter als in Indien.

Die ersten paar Tage verbrachte ich in Bangkok und schlenderte oft planlos durch die Straßen. Dabei entdeckte ich einen wunderschönen Orchideenmarkt, bestaunte prächtige Tempel, stolperte in die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest und besuchte die wohl berühmteste Backpacker-Straße der Welt – die Khao San Road (ganz schrecklich mit Krokodil Barbecue, frittierten Spinnen und der Möglichkeit einen EU-Führerschein am Straßenrand zu kaufen ).
Nach ein paar Tagen Großstadt-Trubel zog es mich wie wohl alle Thailand-Reisenden an die weltberühmten Strände. Von den über 1000 Inseln Thailands sind die meisten unbewohnt doch weit über 50 größere und kleinere Insel sind für den Tourismus mehr oder weniger erschlossen. Auf machen findet sich ein einziges Hotel, auf anderen komplette Städte mit allem was das Herz begehrt.
Die Faustregel ist: Je privater und kleiner die Insel, desto teurer ist der Aufenthalt und die Anreise. Ich entschied mich für die nicht so bekannte, aber trotzdem gut ausgestattete Insel Koh Lanta, die bis jetzt vom Pauschal- und Partytourismus verschont blieb und zur Provinz Krabi gehört.
Dort verbrachte ich fünf Tage mit Strand, Schnorcheln, Roller fahren und Urlaubsgefühlen (inklusive Massage am Strand). Kurzum: Ich ließ es mir richtig gut gehen! Nach dem kurzen Abstecher ins Paradies ging es 21 Stunden mit dem Bus zurück nach Bangkok, von wo aus ich in die Schweigemeditation startete.

Nach der Meditation neigte sich mein Visum schon dem Ende seiner Gültigkeitsdauer entgegen. Ein paar Tage verbrachte ich in Kanchanburi, bekannt durch die Brücke am Kwai und wichtiger Kriegsschauplatz während des WK II. In Kanchanburi habe ich das schlechteste Museum meines Lebens besucht. In dem Kriegsmuseum werden einfach Besitztümer von Soldaten oder Menschen aus dem Ort wahllos ausgestellt, da dass nicht das komplette Museum gefüllt hätte gibt es noch einen Raum mit Schnapsflaschen und Zigaretten sowie weitere verwirrende Ausstellungsstücke. Ich wusste oft nicht, ob ich nun wirklich im Museum bin oder falsch abgebogen.

Der Versuch eines Fazits zu Thailand:
Ihr merkt, der Beitrag ist recht kurz und das obwohl ich fast 30 Tage in Thailand war. So richtig warm geworden mit dem Land bin ich während dieser Zeit nicht.
Ein bisschen schockiert war ich von den Preisen. Eine Nachtfahrt im Bus kostet schon mal 35€, da bin ich nach so langer Zeit in Indien anderes gewohnt… Die Preise wurden wohl im Laufe der Jahre immer wieder erhöht, aber der Ruf von Thailand als sehr günstiges Reiseland hält sich weiterhin (ist es im Vergleich zu Deutschland auch schon noch).
Einen weiteren Schock hatte ich bei vielen Begegnungen mit anderen Reisenden, die so anders sind als in den bisher besuchten Ländern. In anderen Ländern waren Kultur in all seinen Facetten oder Natur der Grund für die meisten Besucher_innen, Thailand zieht jedoch mehr Strand-, Sex- und Partytourist_innen an. Auch Leute ohne Reiseerfahrung wählen Thailand gerne als Einstieg. Mit den meisten Bekanntschaften konnte ich dann nicht so viel anfangen, da mir Gespräche oft zu oberflächlich waren oder Interessen allgemein grundverschieden. Einige Gleichgesinnte habe ich aber doch getroffen (mit einem bin ich gerade in Laos unterwegs). Auch mit Einheimischen war der Kontakt eher schwierig. Die Menschen sind so an Touris gewöhnt, dass nachvollziehbarer Weise kein Interesse am Austausch mehr vorhanden ist. Gespräche über Politik sind sowieso nicht möglich, da Kritik am Königshaus strafbar ist und viele Thais das Thema darum vermeiden. Auch sonst hatte ich das Gefühl sehr wenig von thailändischer Kultur mitzubekommen, alles ist komplett auf den Tourismus ausgerichtet und das Leben der Thais davon dominiert. Auch abseits der klassischen Reiseziele (z.B. in Kanchanburi) hat sich der Eindruck gehalten. Ich habe gehört, der Norden ist nochmal komplett anders, dafür reichte meine Zeit dann leider nicht.

Kurz: Besuchte Tempel, die Strände und das frische Obst haben mich total begeistert. Die touristische Infrastruktur ist super entwickelt, Reisen ist unfassbar einfach. Für Strandurlaub also ideal, für mich persönlich nicht das richtige.

Wat Pho, Bangkok

 

Wat Pho, Bangkok

Irgendein Tempel, Bangkok

BBQ auf einem thailändischen Nachtmarkt

Die berühmt berüchtigte Khao San Road in Bangkok

Chinesisches Neujahr in Bangkok

Einer der wunderschönen Strände auf Koh Lanta

Noch einer!

Naturschutzgebiet auf Koh Lanta

Wunderschöne Sonnenuntergänge auf Koh Lanta

Bootsausflug in der Provinz Krabi

Thailand ist ja bekannt für gutes Essen. Hier hatte ich mir Reis mit Gemüse bestellt, hat nicht so geklappt…

Treppe zum Tempel bei Kanchanburi

Museum in Kanchanburi

10 Tage Vipassana Schweigemeditation in Thailand (Svenja)

Ich meditiere nie, rede viel, kann nicht im Schneidersitz sitzen und mache gerne Witze über Heilsteine, energetisiertes Wasser oder ähnliches. Wie bin ich also in einer 10-tägigen Schweigemeditation gelandet?

Vor drei Jahren saß ich während einer nicht enden wollenden Busfahrt in Nepal neben einem US-Amerikaner, der gerade aus einem Meditationszentrum kam. Wir hatten tolle Gespräche und was er so erzählte klang für mich weniger nach Hokuspokus. sondern nach einer spannenden Herausforderung, die etwas Ordnung ins Gedankenchaos bringen kann. Die Idee das auch irgendwann machen zu wollen kam auf. In Indien bin ich dann irgendwie immer wieder auf das Thema gekommen und habe entschieden, nun ist es Zeit für mich das Ganze auch mal auszuprobieren. Im schlimmsten Fall langweile ich mich 10 Tage, im besten hab ich die Erleuchtung oder ich sortiere einfach mal meinen Kopf.

Vipassana Meditation ist eine alte Meditationstechnik, die auf Buddha zurück geht und wenig mit Esoterik dafür aber einiges mit Disziplin und harter Arbeit zu tun hat. Klingt eher nach mir als endloses Mantrasingen und das Austauschen positiver Energien. Vipassana Zentren gibt es (zu meiner Überraschung) an über 200 Orten überall auf der Welt. Für Thailand habe ich mich entschieden, weil noch Plätze für einen zeitnahen Kurs frei waren. Ein Einstiegs-Kurs dauert 10 Tage. Während dieser Zeit gilt die sogenannte „Noble Silence“. Das bedeutet: Sprechen, Schreiben, Lesen, Malen, Musik hören, Sport treiben, Körperkontakt, Handy, Kommunikation durch Gesten, Blickkontakt,… sind verboten. Zusätzlich muss sich an einen sehr strikten Tagesablauf gehalten werden (11 Stunden täglich meditieren), Männer und Frauen sind getrennt und das Gelände darf nicht verlassen werden. Bevor es los ging habe ich mich gefragt, ob ich das wohl aushalte so 10 Tage ganz alleine mit mir.

Das Vipassana-Zentrum liegt 6 Stunden von Bangkok entfernt mitten im Naturschutzgebiet. Direkt beim Abendessen wurde meine schlimmsten Befürchtungen wahr: Neben mir saßen zwei Heilerinnen, die über negative Energiebälle und Hypnose diskutierten. Das kurz darauf beginnende Schweigen kam mir somit ganz gelegen, wer weiß was die anderen 60 Teilnehmerinnen noch berichtet hätten. Ich fühlte mich also erstmal etwas fehl am Platz.

Am ersten Morgen wurde ich, wie die folgenden Tage auch, um 4 Uhr vom Gong geweckt. Ich bin absolut kein Morgenmensch und das fehlende Zwitschern der Vögel sagte mir, die gesamte Welt schläft noch. Meine Gedanken schwankten zwischen Reue warum ich mir das antue, Hass auf den Gong und dem Bedürfnis mich ernsthaft auf den Kurs einzulassen hin und her. Neugier und Disziplin überwogen, ich bin wirklich aufgestanden und habe vor dem Frühstück versucht zwei Stunden in meinem Zimmer zu meditieren. Am ersten Tag geht es ausschließlich darum, auf die eigene Atmung zu achten und nicht ständig mit den Gedanken woanders zu sein. Dabei bin ich gelegentlich eingeschlafen und musste feststellen, dass ich mich nicht zwei Stunden auf meine Atmung konzentrieren kann, sogar zwei Minuten waren ein Ding der Unmöglichkeit. Insgesamt hatte ich die ersten 3 Tage auch das Gefühl zu warten, dass die Zeit vorbei geht. Nach Meditieren fühlte sich das garnicht an.
Richtig los geht es erst an Tag 4 mit der Vipassana Meditationstechnik. Dabei wird der Körper sozusagen gescannt. Stellen die vom stundenlangen Sitzen schmerzen, Mückenstiche oder sonstige Dinge werden Körperteil für Körperteil wahrgenommen und dann nicht darauf reagiert! Es geht grob gesagt darum zu erkennen, sogar der schlimmste Juckreiz wird vergehen und sich so weit unter Kontrolle zu haben, dass man nicht reagiert. Die Idee ist, diese Kontrolle mit in den Alltag zu nehmen und auch dort aus dem ständigen, kopflosen Reagieren raus zu kommen. Klingt einfacher als es ist…

Ab Tag 5 mussten wir mehrfach am Tag für eine Stunde komplett still im Meditationssaal sitzen. Kein Blinzeln, keine Bewegung wenn der Schmerz unerträglich wird, nicht schnell auf die Uhr schauen – keine Regung ist erlaubt. Die Hoffnung auf Erleuchtung am Ende des Kurses und der Ehrgeiz haben mich trotz all der Strapazen motiviert zu bleiben. Und es wurde besser! Meine Gedanken schweiften weniger ab, der Schmerz im Rücken konnte ausgeblendet werden und die Stunden des regungslosen Sitzens wurden kürzer. Auch die Müdigkeit, welche in den ersten Tagen meine ständige Begleiterin war, verschwand.

An Tag 10 zur Mittagszeit kam endlich eine kleine erste Erlösung. Wir durften miteinander sprechen! Schon in den Stunden vorher sah man zum ersten Mal seit Tagen Gefühlsregungen auf den sonst so ausdruckslosen Gesichtern und als es dann endlich soweit war, haben alle unaufhörlich gelächelt.
Nachdem ich tagelang unauffällig die Menschen um mich herum beobachtet, mir schon ausgemalt hatte, wer da wohl stundenlang neben mir sitzt kamen wir nun endlich ins Gespräch. Spannend war es für mich zu hören, wie verschieden wir alle die vergangenen Tage erlebt haben. Einige haben jeden Tag mehrfach geweint, andere haben sich für die berufliche Selbstständigkeit entschieden. Bei den meisten ist irgendwie ganz viel passiert in augenscheinlich so ereignislosen Tagen. Da jegliche Eindrücke von außen für diese Zeit weg fielen, war Zeit und Raum für ganz eigene Gedanken.

Am 11. Tag ging es nach dem Frühstück zurück in die normale Welt. Während alle sich gute Vorsätze machten, jeden Tag 15, 30 oder 60 Minuten zu meditieren war ich einfach froh raus zu sein. Direkt an dem Tag meditierte ich dann aber noch eine Stunde im Hostel 😀

Und bin ich nun erleuchtet? Hat die Meditation etwas gebracht? Nein und Ja. Die große Erleuchtung kam nicht und es gab auch keine weiteren Anweisungen, wie ich sie finden kann. Aber ich habe meinen Kopf etwas sortieren können, viel über mich gelernt und bin froh es gewagt zu haben. Am Ende haben wir uns übrigens auch mal positive Energie in Form von guten Gedanken geschickt, war gar nicht so schlimm. Ein paar Vorurteile konnte ich also im Zentrum zurücklassen…

Das Gelände des Zentrums. Von einem zum anderen Ende sind es 350 Schritte, Spaziergänge waren also eher kurz.

Mein Zimmer

Meine Meditationsecke im Zimmer. Manchmal durften wir uns aussuchen wo wir meditieren, ein 4x täglich war jedoch Gruppenmeditation in der Halle Pflicht

Der Tagesablauf

Am Ende des Kurses mit einigen anderen Teilnehmerinnen