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Mit der Fähre nach Georgien

Nach unserem Aufenthalt bei Jenja und seiner Familie in Starosillja ging es für uns mit dem Nachtzug weiter nach Odessa, wo wir unsere letzten Tage in der Ukraine verbrachten. Die belebte Stadt am Schwarzen Meer ist, seitdem die Krim besetzt wurde, das neue Reiseziel für Strandurlaub in der Ukraine. Auch auf ausländische Tourist_Innen scheint man hier zumindest besser vorbereitet als etwa in Kiew. Wir kauften unsere Fährentickets im Büro des Anbieters UkrFerry und wurden dort von einem munteren Mitarbeiter auf Englisch und Deutsch begrüßt.

Am Tag der Abfahrt fuhren wir mit der Marschrutka in die Nähe des Fährhafens. Vor dem Grenzhäuschen lernten wir Lena und Marco aus Nürnberg und Anja und Amrei aus Bern kennen. Mit ihnen haben wir die meiste Zeit auf der Fähre verbracht. Lena und Marco sind von Deutschland aus auf ihren Fahrrädern gestartet und haben vor, damit noch mindestens bis nach Aserbaidschan zu fahren. Anja und Amrei studieren Soziale Arbeit und sind per Anhalter unterwegs zu einer Exkursionswoche in Tiflis. Sonst waren die Passagiere zum Großteil LKW-Fahrer und ein paar Auto- und Motorradfahrer_innen. Unser Zimmer an Board hat uns sehr überrascht – das ist wahrscheinlich die komfortabelste Fähre, auf der wir je  gemeinsam waren! Wir hatten eine eigene Kajüte mit Fenster, Klimaanlage und eigenem Bad und es gab sogar 3 (vegetarische!) Mahlzeiten pro Tag (die uns etwas auf den Magen geschlagen sind, das frische Essen vom Hof fehlt uns sehr).

In Svenjas Fantasie sollte es eine sehr entspannte Fahrt mit viel lesen und Delfinbeobachtung werden. Dieser Plan wurde schon vor der Abfahrt von den ukrainischen Truckern Vladimir und Viktor sowie einer Flasche Wodka über den Haufen geworfen. Der Wodka und die beiden waren jedoch erst der Anfang eines fröhlichen, betrunkenen und vor allem unerwarteten Partyabends auf der Fähre. Wir Touris waren heiß begehrte Trinkkumpan_innen und, dass Martina Russisch spricht, hat alle um so mehr begeistert (im Laufe des Abends wurde ihr Russisch immer besser). Nachdem das Eis erstmal gebrochen war, soffen feierten wir bis in die Nacht in verschiedensten Kajüten und an Deck mit gefühlt allen Truckern. Spannend ist dabei, dass Marco von allen Männern angefasst wurde, bei uns Frauen zum Großteil Abstand gehalten wurde (vielleicht hat Svenjas Fake-Ehering und die Fotos vom Mitbewohner auch abschreckend gewirkt). Martina musste frühzeitig ins Bett (Erkältung), aber zu diesem Zeitpunkt war es schon recht egal, dass wir alle kaum ein Wort miteinander sprechen konnten. Wir hatten einen tollen Abend mit herzlichen Menschen, den wir so schnell nicht vergessen werden!

Die restlichen zwei Tage waren dann eher so wie wir erwartet hatten. Zum Lesen und Delfine beobachten kamen aber noch schöne Gespräche dazu!

Vladimir, Martina und der erste Wodka

Das Sonnendeck

Mit Lena und Marco

Vor der Hafenstadt Batumi

Der Weg ans Festland – Vorbei an den LKWs

Krakau

Direkt der erste Beitrag fällt uns schwer. Wie sollen wir Abschiedstränen, Reiselust, schöne Altstadt, gutes Essen und den schwer in Worte zu fassenden Besuch im KZ Auschwitz gemeinsam beschreiben? Um es uns einfacher zu machen, haben wir unseren (kurzen) Aufenthalt in Polen in zwei Einträge unterteilt.

Die Reise begann mit einigen Abschiedstränen (Svenja und ihre Familie sind etwas näher am Wasser gebaut) und einer recht ereignislosen Busfahrt von Hannover nach Krakau. Martina war überrascht von den unbequemen Bussen und hat trotzdem geschlafen wie ein Baby. 😀  Pünktlich nach 12,5 Stunden kamen wir in einem bewölkten Krakau an. Der Weg zur Innenstadt führt durch ein riesen Einkaufszentrum und jegliches Reisegefühl ist sofort verflogen. Wir fühlten uns wie in den Münster Arkaden: Viel zu voll und bekannte Läden wie Rossmann, Tchibo, Deichmann, Neckermann, Peek und Cloppenburg,… überall.

Wir aßen noch vor dem Check-in im Hostel im vegetarischen Restaurant Glonojad zu Mittag: unschlagbare 17 Zloty (ca. 4€) pro Person für ein Menü bestehend aus einer Suppe, der Hauptspeise und einem kleinen Dessert. Foodie Svenja war sofort zufrieden und die erste Reisebegeisterung kam auf. Allgemein ist Krakau ein Paradies für Vegetarier_innen und Veganer_innen. Es gibt zahlreiche ausschließlich vegane und vegetarische Lokale und selbst in den üblichen Bäckereien und im Supermarkt sind vegane und vegetarische Lebensmittel gekennzeichnet.

Nach einem kurzen Schläfchen im Hostel (das etwas ausartete und 2 Stunden dauerte) nutzten wir die Nachmittagssonne, um die Innenstadt auf eigene Faust zu erkunden. Der erste Eindruck, der sich auch bestätigt hat: Krakau ist schön, lebendig, grün, voller guter Eisdielen und wohl perfekt für ein Erasmus-Semester, gleichzeitig ist es auch voller Touris.  Zufälligerweise und zu Svenjas Glück kamen wir am ersten Abend am Harry Potter Café vorbei und nutzten dies gleich, um uns dort ein sahnig-karamelliges Butterbier zu gönnen. Das Café ist süß gemacht und bietet verschiedene Getränke und Speisen und einen kleinen Laden mit Fanartikeln. Für Fans (Nerds) lohnt sich der Besuch auf jeden Fall.

Neben den vielen Möglichkeiten zum Essen und Trinken hat Krakau eine große Altstadt, die entlang der alten Stadtmauern durch einen Grüngürtel umrandet ist, ähnlich wie die Promenade in Münster, nur größer und schöner. Die Gebäude in der Altstadt sind in unterschiedlichen Epochen gebaut und sehen darum auch sehr verschieden aus. Der Höhepunkt des Baustil-Mosaiks ist die Kathedrale beim Wawel-Schloss, bei der jeder König, der es sich leisten konnte, einen zusätzlichen Turm oder eine weitere Kapelle anbauen lassen hat. Für Architektur-Fans die perfekte Gelegenheit viele Baustile beieinander zu sehen, für alle anderen irgendwie lustig und auch beeindruckend.

An unserem zweiten Tag nahmen wir an einer geführten Tour auf Spendenbasis teil und besuchten neben der Altstadt auch das alte jüdischen Viertel Kazimierz sowie das ehemalige jüdische Ghetto. Bis zur NS-Zeit und den Massenermordungen durch die Nazis lebte ein Großteil der Jüdischen Bevölkerung Europas in Polen. In Krakau lebten damals 68.000 Juden, heute sind es nur noch ca. 700. In Kazimierz kann man einige Synagogen verschiedener Glaubensrichtungen besichtigen und viel über die Geschichte Krakaus lernen. Bis zum Dreh von „Schindlers Liste“ hat sich niemand so recht für das Viertel interessiert und sozial benachteiligte Menschen lebten hier. Es galt als Brennpunkt der Stadt und die Häuser zerfielen. Jetzt wird Kazimierz langsam zum hippen und touristischen Viertel – Gentrifizierung passiert auch hier. Man sieht viele Second Hand Läden, Ateliers, Cafés, Clubs, Bars, Discos – hier hängen die coolen Kids ab.

Theater Juliusz Slowackiego in der Altstadt

Tor zum Wawel-Schloss

Baustil-Mosaik am Wawel-Schloss

Blick auf die Kathedrale am Wawel-Schloss

Im Viertel Kazimierz

Mjam Mjam!

Leckerleckerlecker!

Einpacken und los geht’s

Die Phase der Reisevorbereitungen ist zu Ende. Umzug, Stress mit der Agentur für Arbeit, Ummeldung, letzte Einkäufe, Impfungen, Technikkram (Einrichtung der Kamera, von diversen Apps und Dokumentenscans), Abschiede und noch einiges anderes haben uns die letzten Wochen beschäftigt. Gleichzeitig haben wir die restliche Zeit mit Freunden, Freundinnen und Familie genossen.

Und heute geht es los! Die Rucksäcke sind gepackt und wir sind ganz zufrieden. Alles hat rein gepasst (für Schokolade aus Deutschland ist sogar noch etwas Platz) und das Gewicht ist auch prima. Martinas Rucksack wiegt 11,7kg und Svenjas  10,1kg. Dazu kommt noch ein kleiner Rucksack mit Verpflegung für die Fahrt, E-Book Reader, Handys, wichtigen Dokumenten, Geld und weiterem Kleinkram.

Richtig los geht es mit unserer Reise dann heute Abend, wenn wir gegen 23:00 den Busbahnhof Hannover verlassen. Nach ca. 12 mehr oder weniger erholsamen Stunden (vermutlich mehr für Martina und weniger für Svenja) kommen wir schließlich an unserem ersten Ziel an: Krakau in Polen. Wir freuen uns!

Gesamtes Gepäck von Svenja und Martina für voraussichtlich 1 Jahr.