Für einen ausführlichen Reisebericht war meine Zeit in Almaty zu kurz und die Erlebnisse nicht wirklich nennenswert. Dennoch möchte ich euch mit einer Fotostrecke einen kleinen Einblick in die Stadt bieten. Ich habe Almaty als sehr moderne, schicke und westlich orientierte Stadt erlebt. Die Menschen auf der Straße zeigen sich modetechnisch von ihrer elegantesten und best aussehendsten Seite – ich habe mich mit meinem Backpacker-Outfit eigentlich die ganze Zeit über total underdressed gefühlt. Allgemein erweckte das Stadtbild, das vermittelte Lebensgefühl und die für zentralasiatische Verhältnisse teuren Preise den EIndruck, dass Almaty vor Allem von wohlhabenderen Teilen der Bevölkerung bewohnt wird. Überraschend für mich: es gibt in der Stadt gut ausgebaute Fahrradwege und viele Schilder, Hinweise und Hilfsmittel für Menschen mit verschiedenen Behinderungen – auch im Kunstmuseum gab es für Personen mit Sehbehinderungen an einigen Stellen die Möglichkeit, Gemälde mithilfe von Tastbildern zu erfühlen.
Viel Spaß mit den Bildern!
Archiv für den Monat: Oktober 2019
Frunze (Martina)
Nach den eindrucksvollen und bewegten letzten Monaten war es für mich wieder an de Zeit, einen Ort zu finden, an dem ich eine Weile bleiben möchte, um irgendwo anzukommen, einen geregelten Alltag zu haben, sinnvolle Aufgaben zu übernehmen und Energie für die Weiterreise zu tanken.
Über das Portal von WWOOF independents, worüber wir auch den Hof in Starosillja gefunden haben, nahm ich Kontakt auf mit einem Bauernhof im Norden Kirgisistans: dort leben Hannes und seine Frau Gulya mit ihren drei Söhnen Lukas, Markus und Jannes. Hannes kommt ursprünglich aus der Gegend um Osnabrück und kam vor 17 Jahren zum Arbeiten nach Kirgisistan, lernte eine Weile später seine Frau kennen, heiratete und die beiden übernahm gemeinsam einen alten Bauernhof, auf dem sie jetzt schon 10 Jahre leben.
Ich machte mich nach meiner Ankunft in Kirgisistan direkt auf den Weg zum Hof – zumindest so direkt es ging, denn auch die Wege in Kirgisistan sind lang. Von Osh in die Hauptstadt sollten es laut meinen Recherchen 12 Stunden Fahrt, von Bishkek nach Frunze noch einmal 5 Stunden sein. Wissend, dass die Fahrt lange dauern und ich am liebsten nicht mitten in der Nacht in Bishkek ankommen wollen würde, verließ ich mein Hostel früh morgens, um zwischen halb 7 und 7 Uhr am Bazar anzukommen, von dem aus die Taxis nach Bishkek fahren. Mein Fahrer begrüßte mich gleich am Eingang; er, sein Kollege und ich waren zu dem Zeitpunkt gefühlt die einzigen Menschen an diesem Ort. Während wir auf weitere Passagiere warteten, konnte ich beobachten, wie die Umgebung langsam zum Leben erweckte. Mein Fahrer lud mich an einem der frisch geöffneten Markststände ein zu einem Frühstück aus Kaffee und frittiertem Hefeteig und wir unterhielten uns über Gott, das kirgisische Volk und die Welt. Drei Instant-Kaffee, zwei Toilettengänge, und etliche Spaziergänge über den Bazar später war das Taxi gegen 13:00 voll und es konnte endlich losgehen. Wir erreichten Bishkek nach einer aufregenden Fahrt durch die Berge (in der Dunkelheit, mit Regen und Schnee) am nächsten Tag um 04:00 morgens – 7 Stunden Warte- plus 15 Stunden Fahrtzeit: das macht insgesamt 22 Stunden für den Weg. Das übertrifft alles, was ich an Reisezeit mit den Verkehrsmitteln vor Ort bisher gebraucht habe – ein Erlebnis!
Ich brauchte einen Tag in Bishkek, um einige Erledigungen, Einkäufe, Wäsche, usw. zu machen. Und dann ging‘s los! Einen Monat verbrachte ich bei Hannes‘ Familie auf der „Holy Lake Farm“ im wunderschönen Frunze, umringt von schneebedeckten Bergen direkt am großen, heiligen See Yssyk-Kul. Ich war auf dem Hof nicht die einzige Freiwillige; der Bauernhof ist unter WWOOFern und Workawayern (Reisende, die unterwegs gerne ab und zu gegen Kost & Logie mit anpacken) sehr beliebt und ich konnte viele interessante, tolle Persönlichkeiten kennenlernen: zwei französische Paare auf Langzeitreise, zwei Abiturienten, eine Physiotherapeutin und eine Schaf-Schererin aus Deutschland, einen einen ewig reisenden „professional Volunteer“ (seine Selbstbezeichnung) aus Australien und einen angehenden Ökobauern aus Japan. Zeitweise waren wir mit 9 Freiwilligen insgesamt zu Vierzehnt auf dem Hof – eine große, gemischte Truppe! Neben den Menschen leben auf dem Hof außerdem 4 Hunde, 4 Schweine und 10 Hühner (nach mehrmals versuchtem Einbruch in das Hühnergehege durch die Hofhunde sind es jetzt nur noch 8). Die Arbeit, die wir verrichteten, war vielfältig und bestand zu einem Teil aus klassischen landwirtschaftlichen Aufgaben (Kartoffel- und Apfelernte, Feld- und Tierpflege), Hausarbeit (Kochen, Putzen) und Konstruktions-, Aufräum- und Renovierungsarbeiten. Das größte Projekt war der Bau eines Zauns für eines von Hannes‘ Geländen, welches im nächsten Jahr zu einem Obst- und Gemüsegarten umgestaltet werden soll, zum Schutz vor frei herumlaufenden Pferden, Kühen und Ziegen. Dies beinhaltete neben dem Eingraben und -betonieren von insgesamt 50 einzelnen, selbstgebauten Zaunpfählen auch die Anlegung eines 1,20m tiefen, 30cm breiten und 10m langen Grabens für eine Wasser- und Stromleitung vom Hof in den Garten.
Neben der Arbeit verbrachten wir viel Zeit mit Spaziergängen im Dorf und zum See (das Wetter war sogar noch warm genug, um für einige Minuten Schwimmen zu gehen), mit entspannten Unterhaltungen über das Leben in Kirgisistan (und damit verbundene Besonderheiten), und hitzigen politischen Diskussionen über die Bedeutung von Landwirtschaft und Naturverbundenheit heute. Faszinierend für mich ist die Klarheit, mit der Hannes und seine Familie ihre Zukunft sehen und aufbauen wollen. Hannes ist fest davon überzeugt, dass ein Leben in der Stadt aus ökologischer und sozialer Perspektive, zumindest wie es gerade läuft, keine Zukunft hat. Sie beobachten die Folgen der Erderwärmung und der politischen Entscheidungen auf sozialer Ebene seit Jahren aufmerksam und rechnen damit, dass es jederzeit zu einem riesigen gesellschaftlichen (weltweiten?) Kollaps kommen wird und die Versorgung innerhalb urbaner Regionen zusammenbricht. Darauf bereiten sie sich gerade mit ihrer Arbeit auf dem Hof vor – um möglichst nah an und im Einklang mit allem, was zum Leben nötig ist, autark leben zu können.
Mit einigen neuen Einsichten im Gepäck verabschiede ich mich nach einem Monat dankbar und nachdenklich vom Bauernhof. Im Minibus nach Bishkek sitzend realisiere ich erst richtig, dass die Reise weiter geht; die Welt steht mir offen! Mich fängt wieder dieses riesige Freiheitsgefühl ein, welches im letzten Monat, mit dem festen Boden unter den Füßen und der täglichen Routine, eingeschlafen war.
Nächster Stopp: Almaty in Kasachstan, von dessen Flughafen aus ich nach Kuala Lumpur fliegen werde, um dem Winter schnell zu entfliehen.
Dubai (Svenja)
Und wieder ein Ort, der nicht auf der Reise eingeplant war. Die Änderung der Route und das Solo-Reisen führ bei mir zu mehr Flügen als mir lieb ist, ermöglichte mir aber auch einen zwei-Tages Aufenthalt in Dubai auf dem Weg nach Indien.
Den ersten Tag verbrachte ich in der Dubai Mall, dem zweitgrößten Einkaufszentrum der Welt. Kaufen wollte ich natürlich nichts, aber ich bin ewig durch die Mall spaziert und konnte garnicht fassen, was es dort alles gibt und wie groß sie ist! Neben dem Wasserfall hat mich das sich über drei Etagen erstreckende Aquarium am meisten begeistert. Und das war nur in der Mall! Direkt vor der Tür steht der Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt. Die Höhe und die Eintrittspreise (Ticket zwischen 35€ und 125€ je nach Tageszeit und besuchter Etage) haben mich jedoch von einem Besuch abgehalten. Zwischen Mall und Burj Khalifa befindet sich ein weiteres touristisches Highlight: die Dubai Fountain. Dabei handelt es sich um den größten Springbrunnen der Welt mit Choreographie. Ihr merkt, ich bin im Land der Superlative gelandet! Ab 18 Uhr gibt es alle 30 Minuten eine Show mit zur Musik passenden Fontänen, natürlich wechseln die Shows und das Burji Khalifa wird manchmal auch passend beleuchtet. Da es so viel zu sehen gibt, habe ich mir direkt mehrfach die Fontänen angeschaut und war jedes Mal beeindruckt!
Am zweiten Tag hatte ich dann aber genug von klimatisierten Shoppingsmalls und wollte Sonne tanken (der Schlafsaal im Hostel wurde zeitweise auch auf gemütliche 15Grad runter gekühlt). Dubai hat viele private Strände aber auch einige öffentliche, die man gut mit der Metro erreichen kann. Ich hing also ganz entspannt am Strand rum und habe das Meer genossen, welches von der Temperatur eher an eine Badewanne erinnert hat. Wer denkt am Strand ist es vorbei mit all dem Prunk und Protz irrt sich jedoch gewaltig, direkt an der Strandpromenade stehen zahllose Wolkenkratzer. Am Abend des zweiten Tages ging es dann weiter Richtung Indien.
Schon vorab hörte ich mir Witze an, dass ich mit dem Zwischenstop in Dubai den Kulturschock in Indien perfekt mache und dass ich so garnicht nach Dubai passe. Und so war es auch 🙂
Die meiste Zeit hatte ich das Gefühl außversehen im Schlafanzug unterwegs zu sein, so unpassend fühlte ich mich angezogen. Auch fand ich den ganzen Prunk um mich herum zwar beeindruckend, aber irgendwie auch nutzlos und leblos. Die Stadt hat mich eher erschlagen mit so viel Wolkenkratzern und so wenig grün, als begeistert. Trotzdem war es natürlich spannend das alles mal zu sehen und bestimmt gibt es noch viel mehr zu sehen, wenn man das nötige Kleingeld mitbringt.